Ulrike Kuch wird Rektorin der Universität für angewandte Kunst Wien
Die Nachfolge für die zu Beginn des Jahres zurückgetretene Angewandte-Rektorin Petra Schaper Rinkel ist gefunden. Die deutsche Architekturtheoretikerin Ulrike Kuch wurde zur neuen Rektorin der Universität für angewandte Kunst Wien gewählt, wie es am Freitag in einer Aussendung heißt. Kuch ist derzeit Vizepräsidentin an der Bauhaus-Universität Weimar und wird ihr Amt an der Angewandten am 1. November für vier Jahre antreten.
"Wir freuen uns sehr, mit Ulrike Kuch eine Person als Rektorin gewonnen zu haben, die als Vizepräsidentin für gesellschaftliche Transformation der Bauhaus-Universität Weimar bereits einschlägige Führungserfahrung aufweist", wird Hildegund Amanshauser, Vorsitzende des Universitätsrats, zitiert. "Ihr visionäres und zugleich konkretes Konzept für die Angewandte sowie ihr teamorientiertes Führungsverständnis haben die in den Findungsprozess involvierten Gremien vollends überzeugt."
"Angewandte denkt Kunst und Gesellschaft zusammen"
Die 1979 geborene Kuch bezeichnet ihre Bestellung als "enorme Ehre und Freude": "Die Angewandte denkt seit über 150 Jahren Kunst und Gesellschaft zusammen, das macht ihre Einzigartigkeit aus. Sie ist eine international führende Kunstuniversität und verbindet auf besondere Weise Kunst, Gestaltung und Wissenschaft." Wie kaum eine andere Institution sei die Angewandte daher in der Lage, "die großen Fragen unserer Zeit zu reflektieren".
Kuch studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar, der Teknillinen Korkeakoulu Helsinki (heute Aalto University), der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste Berlin. Sie promovierte 2014 mit einer interdisziplinären Dissertation an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar, wo sie seit 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Darüber hinaus wirkte Kuch als Mitglied des Universitätsrats, des Senats, des Senatsausschusses für Forschung & Projekte sowie als Co-Direktorin des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der strategischen Weiterentwicklung der Bauhaus-Universität Weimar und der Gestaltung demokratischer Prozesse mit. Zu Kuchs Forschungsschwerpunkten zählen die Themen Architektur und Bild, Phänomenologie der Architektur, periphere Architekturen und Globalgeschichte der Architektur.
Schaper Rinkel trat im Jänner zurück
Kuchs Vorgängerin Petra Schaper Rinkel war Mitte Jänner nach langer Debatte um ihren Führungsstil "aufgrund unterschiedlicher Perspektiven hinsichtlich der strategischen Ausrichtung" zurückgetreten. Damit ging eine ebenso kurze wie umstrittene Amtszeit zu Ende. Die deutsche Innovationsforscherin und Politikwissenschafterin hatte ihr Amt erst seit Oktober 2023 innegehabt. Zuvor war sie Vizerektorin für Digitalisierung und Internationalisierung sowie Professorin für Wissenschafts- und Technikforschung an der Universität Graz gewesen.
In ihrer Rektorinnenschaft sah sich Schaper Rinkel zunächst Kritik gegenüber, weil die Film- und Medienprofessur an der Angewandten nicht nachbesetzt wurde. In Folge wurden allgemein Vorwürfe bezüglich ihres Führungsstils laut. Im Nachrichtenmagazin "profil" sprachen Mitarbeitende von hausinternem Misstrauen, schlechtem Management, einem "Kahlschlag quer durch die Organisation", gar einem "Regime der Angst". Auch die Abschaffung des psychosozialen Dienstes am Haus wurde beklagt. Im APA-Interview hatte Schaper Rinkel die Kritik auf den von ihr initiierten Umstellungsprozess zurückgeführt: "Raum für das Neue zu schaffen bedeutet Veränderung, und das ist für uns alle damit verbunden, sich von alten Gepflogenheiten zu trennen. Insofern ist die Aufregung auch klar dabei."