Granulat gegen Trockenheit als Chance für burgenländischen Weinbau
Kleine weiße Kügelchen könnten dem burgenländischen Weinbau in Zukunft durch Trockenperioden helfen und eine effizientere Wassernutzung ermöglichen: Das wasserspeichernde Granulat Polygrain kommt derzeit im Rahmen eines Projekts der Forschung Burgenland erstmals in einem Weingarten im Nordburgenland zum Einsatz - und lieferte bisher vielversprechende Ergebnisse, was die Wasserverfügbarkeit im Boden betrifft, sagte Patricia Jasek von der Forschung Burgenland im APA-Interview.
Getestet wird auf einer rund 1.500 Quadratmeter großen Fläche, auf der Zweigelt angebaut wird, im Weingut Hahnekamp-Sailer in Großhöflein (Bezirk Eisenstadt-Umgebung). Dort werden zwei Parzellen für das Forschungsprojekt genutzt: Die eine wurde mit dem Granulat, das aus Zellulose, Superabsorber und Starterdünger besteht, bearbeitet, die andere als sogenannte Kontrollfläche nicht. "Beide sind identisch angelegt und werden auch identisch bewässert", erläuterte Jasek. Mit Sensoren wird die Bodenfeuchte gemessen und verglichen.
"Möglicher Baustein für Umgang mit Klimawandel"
Die ersten Daten zeigen, dass der mit Granulat bearbeitete Boden vor allem ab einer Tiefe von rund 45 Zentimetern mehr Wasser speichert. In der Parzelle ohne Polygrain sei die Feuchtigkeit teilweise gar nicht bis in die tieferen Schichten gelangt und die Erde schnell wieder getrocknet, so Jasek.
Das Granulat saugt sich wie ein Schwamm mit Wasser voll, um es später bedarfsgerecht wieder an die Pflanzen abzugeben. Dadurch kann das Wasser im Boden gehalten und gezielter verfügbar gemacht werden. Der Verlust, etwa durch Verdunstung, fällt geringer aus. Die Reben erhalten so in trockenen Zeiten Unterstützung und werden resilienter. "Es könnte schon ein möglicher Baustein sein für den Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels", betonte Jasek.
Positive Auswirkungen hat das Granulat auch auf den Wasserverbrauch und die Bewässerung, die dadurch effizienter gestaltet werden kann. Eine Möglichkeit wäre etwa, die Bewässerung über die Sensoren im Boden steuern zu lassen. Um auch längerfristige Effekte auf Ertrag, Pflanzenvitalität und Qualität beurteilen zu können, müsse man weitere Vegetationsperioden abwarten, meinte Jasek. An den Weinreben selbst seien derzeit noch keine Auswirkungen sichtbar.
Positive Erfahrungen in der Forstwirtschaft
Ob das Granulat für die einzelnen Weinbaubetriebe eine realistische Zukunftsperspektive sein kann, hänge auch von deren Kosten-Nutzen-Rechnungen ab. Polygrain werde mit einem Traktor mit Trichteraufsatz in den Boden eingebracht, was mit Aufwand und Kosten verbunden sei. Als Vorteil sieht Jasek aber, dass das Granulat biologisch abbaubar ist und langfristig im Boden bleiben kann, ohne Rückstände zu hinterlassen. Nach ungefähr drei bis fünf Jahren muss es neu aufgebracht werden.
Die Idee zum Forschungsprojekt entstand in Anlehnung an die Forstwirtschaft. Diese hat mit dem Granulat bereits positive Erfahrungen gemacht, etwa bei der Unterstützung von trockenresistenten Jungbäumen.