Sportwissenschafter: Dehnen macht beweglich und ein bisschen stärker
Stretching steigert die Beweglichkeit und Muskelkraft, Fehlhaltungen wie einen Rundrücken kann man damit aber nicht verbessern, berichtet der Kärntner Neuromotoriker Jan Wilke. Er hat mit neunzehn Kolleginnen und Kollegen aus der Dehn-Forschung die ersten wissenschaftlich fundierten Stretching-Empfehlungen im "Journal of Sport and Health Science" veröffentlicht. Sie sollen beitragen, dass "Dehnen vom Zankapfel zu einem gezielt eingesetzten Trainingsmittel wird", erklärt er.
Die Dehnforscher haben sich die aktuellen Forschungsdaten genau angesehen und dann über mehrere Runden anonym diskutiert, welche Empfehlungen man daraus ableiten kann. "Trotz der Komplexität des Themas gelang eine Einigung in allen Anwendungsfeldern", so Wilke vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Klagenfurt in einer Aussendung.
Muskelsteifheit reduziert, Bewegungsumfang größer
Die Forscher erklären etwa: "Zur Verbesserung des Bewegungsumfangs wird Dehnen sowohl akut (einzelne Sitzung) als auch chronisch (langfristiges Training) empfohlen, obwohl auch alternative Interventionen (zum Beispiel Widerstandstraining) zur Verfügung stehen". Weiters heißt es: "Durch Dehnen lässt sich Muskelsteifheit reduzieren."
Als Erholungsstrategie nach dem Training wäre Dehnen aber "weitgehend ineffizient", so die Experten. Auch die Verletzungsgefahr würde damit nicht kleiner. "In manchen Fällen kann es das Risiko von Muskelverletzungen verringern, allerdings besteht die Möglichkeit, dass dies durch mehr Knochen- und Gelenkverletzungen kompensiert wird", berichten sie.
Mit Stretching könne man die Muskelkraft langfristig erhöhen (wobei schlichtes Krafttraining effektiver ist), und es hätte zudem positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße. Für langfristige Verbesserungen wären hier laut Wilke und Kollegen statische Dehnübungen von jeweils einer Viertelstunde nötig.
(S E R V I C E - Studie: https://doi.org/10.1016/j.jshs.2025.101067)