Tiroler essen gesünder, aber noch immer zu viel Fleisch
Die Tiroler ernähren sich laut der 2. Ernährungserhebung zunehmend gesünder. Nach wie vor werde zwar zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse gegessen, aber der Konsum von Gesundem wie Nüssen, Kernen oder Hülsenfrüchten habe seit der letzten Erhebung im Jahr 2015 zugenommen, erklärten die Verantwortlichen am Donnerstag. Eine kleine "Ermahnung" gab es für die Männer: Diese würden fast viermal so viel Fleischprodukte zu sich nehmen, wie empfohlen.
Auch bei den Tiroler Frauen sei der Verzehr von Fleischprodukten nach wie vor etwas zu hoch, erklärte Studienleiterin Judith Erler vom Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH (fhg) bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Die Fachhochschule hatte die Erhebung mit 372 befragten Personen aus den Bezirken Innsbruck und Innsbruck Land durchgeführt. Obwohl nur in diesen beiden Bezirken nachgeforscht worden sei, könne man daraus sehr wohl Aussagen für das gesamte Land ableiten, wurde betont. Bei den drei Lebensmittelgruppen Getreide und Kartoffeln, Gemüse und Obst sowie Hülsenfrüchte hätte die Tiroler Bevölkerung trotz guter Zahlen "noch Luft nach oben", betonte die Forscherin.
Tirol bei Übergewicht und Adipositas österreichweit sehr gut
So würden bei Obst und Gemüse rund 60 Prozent der Tirolerinnen die empfohlene Menge zu sich nehmen - die Tiroler nur zu 46 Prozent. Auch beim Fleischverzehr sind die Tiroler Frauen laut der Erhebung wie erwähnt gesünder unterwegs: Während Männer mehr als die 3,6-fache Menge der Empfehlung zu sich nehmen, ist es bei den Frauen "nur" die 1,5-fache Menge. 10,2 Prozent aller Befragten würden sich indes vegetarisch ernähren, 2,4 Prozent vegan, berichtete Erler. Rund 40 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen seien indes laut BMI (Body Mass Index) übergewichtig oder adipös, wobei sich die Zahlen auf 30 bzw. 15 Prozent verringern, wenn der Körperfettanteil gemessen wird, erklärte die Forscherin. "Das sind gute Zahlen im nationalen Vergleich", verwies sie auf noch höhere Werte bei österreichweiten Daten.
Bei "hochverarbeiteten sowie energiedichten" - d.h. besonders salz-, zucker- oder fetthaltigen - Lebensmitteln inklusive Alkohol besteht in Tirol jedenfalls nach wie vor Veränderungsbedarf, erklärte Erler. Hier liege die Empfehlung bei rund zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs. "In Tirol zeigen die Zahlen der 1. Erhebung wie auch die aktuellen Daten von 2021, dass beide Geschlechter bei dieser Lebensmittelgruppe nach wie vor jenseits der 20 Prozent Grenze liegen."
Jede dritte Frau mit zu wenig Körperfett
Gesundheits- und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) betonte indes die Wichtigkeit der Studie. Der Bevölkerung werde dadurch geholfen, möglichst informierte und unabhängige Entscheidungen bei der Wahl von Lebensmitteln treffen zu können. Von neuen Regeln oder Verboten in diesem Bereich sei sie jedenfalls nicht überzeugt: "Ich plädiere hier für Eigenverantwortung."
Ein Problem verortete die Landesrätin bei der hohen Zahl an Frauen mit zu niedrigem Körperfettanteil: "Wir haben in Tirol zwar weniger übergewichtige oder adipöse Menschen als im Rest von Österreich, aber auch sehr viele mit zu wenig Körperfett". Fast jede dritte Frau ist laut Studie zu dünn oder weist einen zu niedrigen Körperfettanteil auf.
Mehr pflanzliche Ernährung empfohlen
Das Wissen über gesunde Ernährung sei in der Bevölkerung indes bereits sehr hoch, aber die Kompetenz zur richtigen Umsetzung muss noch weiter gestärkt werden, verwies Anna Elisabeth Purtscher, Leiterin des FH-Bachelor-Studiengangs Diaetologie, auf Handlungsbedarf. Sie plädierte für mehr pflanzliche Ernährung, weil dies nicht nur den eigenen Körper, sondern auch die Umwelt schone. Die Studie selbst sei jedenfalls nach international etablierten Standards durchgeführt worden, was diese gut vergleichbar mache, sagte Purtscher.
Fachhochschul-Geschäftsführer und Rektor Walter Draxl zeigte sich indes angetan von den insgesamt sehr guten Gesundheitswerten der Tiroler Bevölkerung: "Das liegt zwar auch sehr viel an der vielen Bewegung der Tiroler, aber auch der Lebensstil im Land darf durchaus gelobt werden."