Klagenfurter Hitzepol-Analyse zeigt städtische Hotspots
Während Hitzewellen erwärmen sich Asphalt- und versiegelte Flächen ganz besonders, Städte brauchen deshalb dringend mehr Bäume und Vegetation - diesen oft gehörten Befund bestätigt nun ein detaillierter Thermoscan von Klagenfurt, der am Dienstag präsentiert und veröffentlicht wurde. Kühl - das heißt auf Lufttemperatur - bleiben nur Bäume, Wiesen und Sträucher.
Am Scan sind die städtischen Strukturen allein an den Oberflächentemperaturen deutlich zu erkennen. Dunkelrot die Dächer, rot die Parkplätze, grün-blau die Parks. Überraschungen liefert die mit der Stadtkarte verknüpfte Analyse dennoch für die am Projekt von Stadt, Universität Salzburg und dem Salzburger Start-up Termatics beteiligten Experten. Etwa dass abgeerntete Ackerflächen sich so deutlich aufwärmen, habe man nicht erwartet, hieß es bei der Pressekonferenz im Rathaus.
Deutlich zu sehen ist am Scan auch, dass West-Ost-orientierte Straßen oft kühler bleiben. Entscheidend für die Erwärmung versiegelter Flächen ist deren Helligkeit, konkreter der Reflektionsgrad. Asphalt reflektiert nur 15 Prozent des Sonnenlichts, erklärte Physiker Daniel Rüdisser, Kunstrasen absorbiere 90 Prozent. Die Klagenfurter Kunstrasenflächen strahlen am Hitzescan im tiefsten Rot, sie können die Umgebung deutlich erwärmen.
KI soll Dachmaterialien analysieren
Im Rahmen des Projekts sollen die bisher gewonnenen Daten aus Thermoscan-Flügen in 2.000 Metern Höhe aus dem vergangenen August während einer Hitzeperiode - sowohl tagsüber als auch nachts aufgenommen - weiter ausgewertet werden. Geplant ist eine weitere Datenerhebung mittels Satellit und eine KI-unterstützte Analyse von verschiedenen Dachmaterialien. Außerdem werde an der Kalibrierung der Werte gearbeitet, erklärte Dirk Tiede von der Uni Salzburg. Die vom Flugzeug aus gemessenen Oberflächentemperaturen seien teilweise deutlich niedriger als die tatsächlichen, die am Boden stichprobenartig gemessen wurden, so Rüdisser. Eine standardisierte Umrechnung müsse erst erarbeitet werden. Bodenmessungen zeigten, dass eine laut Thermoscan 39 Grad heiße Fläche tatsächlich 52 Grad heiß war.
Stadträtin Constance Mochar (SPÖ) appellierte, die Erkenntnisse zu nutzen und weniger zu versiegeln, mehr zu begrünen. Die Stadt habe nur Einfluss auf 17 Prozent der Flächen, der Rest sei in Privathand. "Grünraum ist die beste Klimaanlage", so die Politikerin. Günter Koren, Leiter der Abteilung Vermessung und Geoinformation, berichtete, dass es mit der Supermarktkette Spar "positive Gespräche" gebe, um Parkplätze, in der Vergangenheit oft überdimensioniert errichtet, zu entsiegeln bzw. zu begrünen. Umgesetzt sei aber noch nichts.
Trinkwasser erwärmt sich
Koren kündigte an, dass die Stadt die erhobenen Hitzescan-Daten auch nutzen werde, damit die Stadtwerke gegebenenfalls das Trinkwassernetz anpassen. "Die Temperaturen von Trinkwasser werden immer höher." Wenn Leitungen in geringer Tiefe unter Hitze-Hotspots verlaufen, erwärmt sich das Wasser. Wird es noch wärmer, könnten irgendwann Keime zum Problem werden.