Elly Tanaka: Angesehene Axolotl-Hüterin und Regenerationsforscherin
Elly Tanakas Faszination am Axolotl schwappt schnell über: Der Modellorganismus Nummer eins der Biochemikerin ist nicht nur äußerlich ein einnehmendes Wesen, sondern regeneriert nach Verletzungen z.B. neue Gliedmaßen oder sogar Teile des Gehirns. Auch wenn die Salamander-Art der kleine Star im Labor sein mag, so erhielt nun seine Hüterin, die in den vergangenen Jahrzehnten mit ihren Arbeiten die Regenerationsforschung vorantrieb, den renommierten Wittgenstein-Preis 2025.
Mit einer heute weltweit einzigartigen Axolotl-Kolonie von etwa 3.000 Tieren inklusive Jungtieren und ihrer Expertise, mit Hilfe der modernen molekularbiologischen Methoden immer weiter die Geheimnisse der Regenerationsfähigkeit von "Ambystoma mexicanum" zu entschlüsseln, sowie daraus neue Ansätze für die regenerative Medizin zu gewinnen, genießt Tanaka international großes Ansehen.
"War eine interessante Herausforderung"
Geboren 1965 in Boston (USA) studierte Tanaka Biochemie an der Harvard University und promovierte 1993 an der University of California in San Francisco. "Für mich war es damals eine interessante Herausforderung, nach dem Aufkommen der molekularen Biologie ihre Methoden auf die faszinierenden Fähigkeiten des Axolotls anzuwenden", wie Tanaka zur APA sagte. Als Postdoc am University College London begann sie mit dem Studium der Regeneration im Salamander. Ihr Pioniergeist und Mut sollten belohnt werden.
Tanaka gründete 1999 ihr eigenes Labor am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Im Jahr 2008 wurde sie Professorin am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), dessen Direktorin sie später wurde. Nach Dresden war sie von 2016 bis 2024 als Gruppenleiterin am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien tätig. Mit 1. April 2024 übernahm Tanaka die Leitungsposition des Wiener Institutes für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und folgte damit als neue Forschungsdirektorin auf Jürgen Knoblich.
Mehrfach gewürdigt und Mitglied verschiedener Gremien
Die Wissenschafterin ist Mitglied verschiedenster Gremien. 2017 wurde sie in die European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt, 2018 erhielt sie den Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ist Preisträgerin des deutschen Ernst-Schering-Preises. Sie ist Trägerin des "Women in Science Award 2020" vom europäischen Dachverband von Biochemie-Fachgesellschaften. Seit 2022 ist Tanaka auch wirkliches Mitglied der ÖAW, seit 2023 der US-National Academy of Sciences.
Über die eigene Herkunft wie auch über diese Funktion fühlt sich Tanaka den USA und der dortigen Forschung sehr verbunden. Kolleginnen und Kollegen aus den USA würden derzeit noch versuchen herauszufinden, wie sie sich aufstellen und unter den aktuell schwierigen Bedingungen, angesichts drohender Verluste bei Fördergeldern und anderer von der US-Administration angestrebten Einschnitte ins Forschungssystem, tätig sein können.
Auch wenn sich Tanaka grundsätzlich optimistisch zeigt, so sei die aktuelle Situation für die US-Forschung unerfreulich. Gleichzeitig unterstreicht sie die hohe Attraktivität des Vienna Biocenter. Als entscheidenden Vorteil gegenüber den USA sieht Tanaka die Möglichkeiten, wie Grundlagenforschung in Österreich und Europa gefördert werden. "Die Arbeit muss nicht zwingend mit einem medizinischen Zweck gerechtfertigt werden. In den USA muss man einen Grund für die Forschung angeben, und das kann manchmal sehr schwierig und deprimierend sein."
Arbeitet auch mit menschlichen Zellen
Für ihre Arbeiten in der Regenerationsbiologie erhielt sie hoch dotierte Förderungen, darunter etwa zwei "Advanced Grants" des Europäischen Forschungsrates (ERC). Zuletzt bekam sie einen "Synergy Grant" des ERC zugesprochen, um sich gemeinsam mit Schweizer und deutschen Forschungsgruppen mit der Architektur und Regeneration des Gehirns des Axolotls zu beschäftigen. Darüber hinaus erkundet die Forscherin auch, warum Säugetiere im Lauf der Evolution ihre Regenerationsfähigkeit verloren haben: "Wenn ein Axolotl ein Glied verliert, so werden spezielle Zellen unter der Haut einfach wieder stammzellenähnlich, um die Regeneration einzuleiten." Beim Menschen hingegen bildet sich einfach eine Narbe: "Wir konnten zeigen, dass diese auch in unserem Körper vorzufindenden Zellen etwas blockiert und sie damit an der Redifferenzierung hindert." Diese Blockade wolle man künftig näher untersuchen.
So soll ein Teil des 1,9 Millionen Euro umfassenden Wittgenstein-Preisgeldes dafür verwendet werden, auch weiter mit menschlichen Zellen zu arbeiten und Wege zu erschließen, wie eine Regenerierbarkeit oder auch das Wachstum von Gewebe initiiert werden könnte. Tanaka setzt große Hoffnung darauf, auch künftig noch über die eigene Grundlagenforschung entscheidende Impulse für die regenerative Medizin liefern zu können.
Von Forschungsarbeit und -politik lenkt sich Tanaka am liebsten mit Yoga oder mit dem Federballspiel im Park mit der Familie ab. "Wir gehen auch gerne wandern, und ich schwimme." Zum aktiven Violinen-Spiel komme sie heute selten, aber dafür genießt die 59-Jährige Musik: "Ich mag die Oper."
Service: https://www.imp.ac.at/groups/elly-tanaka; https://www.oeaw.ac.at/imba/home