Zement & Co.: CO2-Emissionen der Bauindustrie gefährden Klimaziele
Der Bausektor verursacht mittlerweile ein Drittel der globalen CO2-Emissionen, vor 30 Jahren waren es erst 20 Prozent. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte allein dadurch bereits bis 2040 das jährliche CO2-Budget für das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens überschritten werden. Das zeigt eine internationale Studie unter österreichischer Beteiligung, die im Fachjournal "Communications Earth and Environment" veröffentlicht wurde.
Insgesamt habe sich der globale CO2-Fußabdruck des Bauwesens in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt und werde sich bis 2050 voraussichtlich noch einmal mehr als verdoppeln, so die Autoren um Chaohui Li von der Peking University. Die kumulierten baubezogenen Emissionen bis dahin würden ausreichen, um das gesamte verbleibende globale CO2-Budget auch für das 1,5-Grad-Ziel zu verbrauchen.
Im Jahr 2022 entfielen mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Emissionen der Bauindustrie auf zementhaltige Materialien, Ziegel und Metalle. Daher brauche es eine globale "Materialrevolution" hin zu kohlenstoffarmen, zirkulären und biobasierten Alternativen wie Holz, Bambus und recycelten Verbundstoffen, so die Forscher. 37 Prozent stammten von Transport, Dienstleistungen, Maschinen und Co. Glas, Kunststoffe, Chemikalien und biobasierte Materialien trugen sechs Prozent dazu bei.
Materialien "neu erfinden"
"Um die Ziele von Paris zu erreichen, müssen wir die Materialien, die unsere Städte formen, neu erfinden", wird Co-Autor Hans Joachim Schellnhuber, Generaldirektor des Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, zitiert. Plädiert wird für einen koordinierten globalen Einsatz, um die Abhängigkeit von traditionellen Materialien zu reduzieren und neue Alternativen zu erforschen.
Die Studie zeigt zudem, dass die Emissionen in den Entwicklungsländern, getrieben durch die Abhängigkeit von Materialien wie Stahl und Zement, deutlich zunehmen. Hier brauche es eine gezielte finanzielle und technologische Unterstützung, um zu nachhaltigen Baupraktiken übergehen zu können. In den einkommensstarken Ländern sei es hingegen zu einer weitgehenden Stabilisierung gekommen.
Service: https://doi.org/10.1038/s43247-025-02840-x