Fledermäuse leiden unter Insektenschwund und Wohnungsnot
Fledermäuse gehören als Staffage in jeden guten Halloween-Gruselfilm und in jedes Batman-Movie. Wegen ihrer nächtlichen, versteckten Lebensweise werden sie häufig verkannt, dabei sind die fliegenden Säugetiere sensible Wesen mit einem komplexen Sozialleben: Sie kuscheln gerne mit Artgenossen und ziehen ihre Jungen in Gemeinschaft auf. Der Mensch erschwert aber ihre Existenz, zunehmend zu schaffen machen ihnen Insektenschwund, Lichtverschmutzung und Habitatverlust.
In Österreich leben mindestens 28 Fledermausarten, darunter die Kleine Hufeisennase, die gerne Dachböden bewohnt, oder der Große Abendsegler, der bei Sonnenuntergang zu rasanten Flügen startet. Zu den häufigeren Arten gehören Zwerg- und Mückenfledermäuse, Rauhaarfledermäuse sowie Langohren. Zur Bestandskontrolle belauschen Mitarbeitende der "Koordinationsstelle Fledermausschutz und -forschung Österreich" (KFFÖ) die charakteristischen Rufe der nachtaktiven Tiere regelmäßig mittels "Bat-Detektor". Was sich nach dem Equipment eines gewissen Comic-Helden anhört, ist ein Gerät, das die hochfrequenten Laute für menschliche Ohren übersetzt und für die Fledermausforschung inzwischen unverzichtbar ist.
Wohnungsmangel und Insektenschwund
Über das abwechslungsreiche Leben der Fledermäuse ist den meisten Menschen nur wenig bekannt. Die geschützten Tiere nutzen verschiedene Orte als Winterquartiere, Nahrungsreviere und Tagesverstecke. Die mit Ultraschall-Echo-Orientierung fliegenden Säuger bevorzugen für ihre Insektenjagd zumeist halboffene Landschaften, etwa Streuobstwiesen, Flächen mit Gehölzen, lichte Wälder oder Parks. Je nach Art verkriechen sie sich tagsüber in Kirchtürmen, Dachböden oder Ställen, nutzen Rindenspalten, Baumhöhlen, Jalousienkästen oder Dachvorsprünge. Fällt nur ein Teillebensraum aus, kann das große Auswirkungen haben, was mit ein Grund ist für die teils starke Gefährdung.
"Fledermäuse leiden ebenso wie Vögel unter dem Insektenschwund", erklärt Agnes Steininger, Vorarlberg-Koordinatorin der KFFÖ. Manche Arten hätten gelernt, dass Straßenlaternen Insekten anziehen und jagen dort, die meisten aber empfänden Licht als störend. Generell gilt: "Alles, was Insekten hilft, hilft auch den Fledermäusen", so Steininger. Im eigenen Garten kann man sie unterstützen, indem man nachtblühende Pflanzen anbietet, auf Beleuchtung und Pestizide verzichtet. Zudem sollte man alte Bäume stehen lassen, denn viele Arten haben laut Steininger "Wohnprobleme", ausgelöst durch Renovierungen, den Abriss alter Gebäude, vergitterte Dachboden- und Höhlenzugänge. Etwas Abhilfe schaffen Fledermauskästen, die aber nicht von allen Tieren angenommen werden.
Im Winter gilt: "Bitte nicht stören!"
Im Herbst fressen sich die kleinen Säuger eine Fettschicht an, um den nahrungsarmen Winter bei stark reduziertem Stoffwechsel zu verschlafen. Wenn man also eine winterschlafende Fledermaus findet, etwa im Ofenholzstapel, sollte man diese möglichst nicht stören. "Jedes Aufwachen verbraucht Energie", betont Steininger. Günstigstenfalls lässt man das Tier sich an ungestörter Stelle wieder verkriechen. Ist ein Verbleib nicht möglich, kann man sich an die Koordinationsstelle wenden, die in jedem Bundesland Ansprechpartner hat. Diese beraten mit Erster Hilfe und bieten bei Bedarf Findlingen Unterschlupf. Einige Arten überwintern in Höhlen und Stollen, diese sollten deshalb im Winter nicht betreten werden, so Steiningers Appell.
Fledermäuse kuscheln gern und sind keine Blutsauger
Anfang des Sommers gebären die Fledermaus-Weibchen ihre Jungen in Gemeinschaften, sogenannten Wochenstuben. "Fledermäuse sind gute Mütter. In den Kinderstuben wird viel geschwatzt und geschimpft", berichtet die Forscherin. Dass Fledermäuse manchen unheimlich sind, kann sie nicht nachvollziehen: "Sie sind eigentlich recht putzig. Und sie sind sehr soziale Tiere, die gerne miteinander kuscheln", erklärt sie. Im Menschenkontakt sind sie aber mit Vorsicht zu genießen: Fledermäuse sollte man nicht mit bloßen Händen berühren. Die Wildtiere haben scharfe Zähne und können bei Bissen Krankheiten übertragen. Vampirismus muss man übrigens nicht befürchten: Von Blut ernähren sich nur drei Arten in Mittel- und Südamerika.
Service - Verein Koordinationsstelle Fledermausschutz und -forschung Österreich (KFFÖ) im Internet unter http://fledermausschutz.at