Staffelübergabe bei "ScienceCenter-Netzwerk": "Szene in Bewegung"
Wissenschaftsvermittlung ist seit Jahren, auch angesichts vielfach attestierter Skepsis und Desinteresse gegenüber Forschung, ein zentrales Thema: "Die Szene ist in Bewegung", urteilt die Neo-Geschäftsführerin des Vereins "ScienceCenter-Netzwerk", Doris Erhard, positiv. Mit 1. Mai hat sie den Posten von Langzeit-Chefin Barbara Streicher übernommen. Wichtig ist für die Expertin, auch weiterhin die "aufsuchende Haltung" des 200 Partner umfassenden Netzwerkes zu wahren.
"Wir wollen die Wissenschaft und das Reden über Wissenschaft dorthin bringen, wo die Menschen sind", meinte die Expertin im Gespräch mit der APA. In der Vergangenheit hat man dies z.B. mit "Wissensräumen" im Einkaufszentrum in Wien-Donaustadt oder mit einem durch Parks tourenden Rad zum Thema Klima umgesetzt. Sie wolle den Weg des Vereins, der von Streicher gegründet und rund 20 Jahre geleitet wurde, weitergehen und "auf eine niederschwellige Herangehensweise" achten, so Erhard gegenüber der APA. So könne man sich auch "von Großinstitutionen unterscheiden", die die Menschen - etwa Schulklassen - zu sich bringen.
In Österreich käme man auch mit Dingen voran, bei denen der Verein schon länger "auf europäischer Ebene das Ohr dran hat", nämlich bei Ausbildung und Professionalisierung. Dafür spreche, so Erhard, dass beispielsweise auch in den Leistungsvereinbarungen mit den Unis nun verankert sei, dass Wissenschafterinnen und Wissenschafter angehalten sind, Vermittlungsarbeit zu betreiben. Wichtig sei hier aber auch, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln.
Demokratiegefährdung und Wissenschaftsskepsis zusammendenken
Wie sich auch im Rahmen des jüngsten Netzwerktreffens des Vereins zeigte, sind die Initiativen zur Wissenschaftsvermittlung, ob von Forschungseinrichtungen, Museen oder anderen Einrichtungen betrieben, in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Häufig vernommener Kritikpunkt ist eine fehlende Koordination: "Ja, es sind viele Einzelinitiativen vorhanden", so die Geschäftsführerin, die "Strukturierung und Bündelung im Feld" sei ein wichtiger Aspekt. Man sehe sich auch als Kompetenzstelle für die Verbindung unter den relevanten Playern sowie für europäische Entwicklungen.
Zugleich zeigte sich Erhard zuversichtlich, dass auch weiterhin die Gefährdung der Demokratie und die Wissenschaftsskepsis zusammengedacht und die zentrale Rolle von Wissenschaftsvermittlung gesehen würde. Erste Signale aus dem Wissenschaftsministerium unter Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) sowie im Austausch mit der Stadt Wien sprächen dafür.
Fortgesetzt wird etwa auch die Förderung von Projekten der sogenannten "MINT-Regionen", unterstützt vom Wissenschaftsministerium, Industriellenvereinigung und Partner und abgewickelt über das Austria Wirtschaftsservice (aws), mit denen man mehr Nachwuchs für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistern möchte: Eine aktuelle Ausschreibung läuft bis 28. August.
Zwei Großprojekte: VISTA und ASCC
Auch zwei Großprojekte prägen die Szene: Das "Vista Science Experience Center" am Campus des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ) soll am 2. Oktober eröffnet werden, mit einem anschließenden "Science Festival" für die Öffentlichkeit von 3. bis 5. Oktober. Hier will man künftig vor allem vermitteln, "wie Wissenschaft arbeitet" - "also etwa nicht, wie das Gehirn, sondern wie Neurowissenschaft funktioniert", wie Leiter Christian Bertsch jüngst beim Netzwerktreffen vom "ScienceCenter-Netzwerk" informierte. Dabei werden auch Wissenschafterinnen und Wissenschafter des ISTA in die Vermittlungsarbeit mit einbezogen.
Ein zweites Großprojekt: das "Austrian Science Communication Center" (ASCC) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Universität Wien und der Technischen Universität (TU) Wien, das seit 1. April unter Geschäftsführung des Innovationsexperten und Kulturmanagers Christopher Lindinger steht. Er war zuvor schon als Konzeptentwickler involviert. Das 17-Millionen-Euro-Projekt, das bereits 2024 im Rahmen der dreijährigen Leistungsvereinbarungen zwischen dem Wissenschaftsministerium und den Trägern finanziell fixiert wurde und ab 2027 im ersten Wiener Bezirk "als Kristallisationspunkt einer neuen Ausstellungskultur" vermitteln soll, steht aber noch am Anfang: Man sei derzeit auf "Generalplanersuche, was auch die Ausschreibung der geplanten Umbauarbeiten umfasst", berichtete Lindinger. Zudem solle noch heuer der Personalstand von einer Person auf elf wachsen.
Service: ScienceCenter-Netzwerk: https://www.science-center-net.at/; VISTA: https://www.vistascience.at/; MINT-Regionen: https://www.mint-regionen.at/