Klimawandel auf Reddit: Diskurs mit wenigen wissenschaftlichen Infos
Im Online-Diskussionsforum Reddit finden wenige Informationen aus wissenschaftlichen Quellen den Weg in die Auseinandersetzungen rund um den Klimawandel. Das zeigt eine Analyse eines Forschungsteams mit Beteiligung von der Central European University (CEU) in Wien. Im Vergleich zu Links zu Nachrichten- oder Social-Media-Beiträgen fristen Verknüpfungen auf Fachartikel und Co ein Nischendasein: Nur vier bis 6,5 Prozent führen dorthin, heißt es im Fachblatt "Plos Climate".
Studien zeigen, dass in der breiteren Öffentlichkeit oftmals immer noch deutlich unterschätzt wird, wie hoch der Konsens über den vom Menschen verursachten Klimawandel unter Wissenschafterinnen und Wissenschaftern eigentlich ist. Wie stark die Einschätzung von Forschenden in sich zunehmend auch in Social-Media-Plattformen abspielenden Diskursen wiederfindet, hat sich deshalb ein Team um Erstautor Paolo Cornale vom Institute for Scientific Interchange (ISI) in Turin (Italien), dem auch CEU-Forscherin Elisa Omodei angehörte, genauer angesehen.
Bisher kaum analysierter Diskurs auf großer Plattform
Bei Reddit handelt es sich immerhin um die fünftmeistbesuchte Website in den USA, heißt es in der Arbeit. Trotzdem ist der Diskurs dort bei weitem nicht so gut untersucht, wie etwa auf der Plattform X (vormals Twitter). Das Team analysierte daher insgesamt rund 1,3 Millionen Postings und in etwa 20 Mio. Kommentare dazu aus dem Zeitraum von Jänner 2009 bis Dezember 2022, die in Foren lanciert wurden, die mit dem Thema Klimawandel in Verbindung stehen. Dabei erkannten die Forscher, dass die Anzahl einschlägiger Beiträge auf Reddit in den Jahren 2019 bis 2020 einen Höhepunkt erreichte.
In dem Datenwust suchte man in der Folge nach Verweisen auf Beiträge in wissenschaftlichen Magazinen, Fachjournalen, in wissenschaftlichen Publikationsplattformen, in denen etwa Verlage Publikationen für Journalisten aufarbeiten oder wo Wissenschafter populärwissenschaftliche Artikel beisteuern, und auf sogenannte Preprint-Server. Hier laden Forschende aktuelle Publikationen hoch, die noch nicht final von Fachkolleginnen und -kollegen begutachtet wurden.
Kaum wissenschaftlich unterfütterte Diskussionen
Letztlich wiesen demnach nur vier Prozent der in den Postings enthaltenen Links auf eine wissenschaftlich geprägte Quelle, berichten die Forschenden. In den darauffolgenden Kommentaren lag der Anteil dann mit immerhin 6,5 Prozent etwas höher. Im letzten Jahrzehnt des Untersuchungszeitraumes habe dieser Anteil insgesamt etwas zugenommen.
Am seltensten wurde auf "Preprints" verwiesen. Das sei überraschend, da hier meist die neuesten Erkenntnisse präsentiert würden, heißt es in der Untersuchung. Mit wissenschaftlichen Inhalten warteten demnach eher Plattform-Nutzer hin, die aufgrund ihrer Nutzungshistorie in der politischen Mitte verortet wurden - wobei Mitte-links-User mehr einschlägig verlinkten als Menschen, die etwas rechts der Mitte standen. Am ehesten folgten Hinweise auf wissenschaftliche Quellen auf Beiträge, die bereits solche enthielten. Auf Beiträge mit unzuverlässigen Quellen wurde hingegen selten mit Hinweisen auf wissenschaftliche Quellen reagiert, schreiben die Studienautoren.
Wissenschaftskommunikation reicht nicht ausreichend weit
Alles in allem würden die Ergebnisse zeigen, dass "Wissenschaftskommunikation nicht ausreichend in die öffentlichen Diskussionen hineinreicht". Das sei umso erstaunlicher, wenn man sich vor Augen führt, wie wichtig ein Verständnis für das Thema insgesamt sei, und wie umfassend einig sich die Wissenschaftsgemeinde in der Einschätzung ist, dass die zuletzt deutlich beschleunigte Temperaturzunahme auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist.
Service: https://doi.org/10.1371/journal.pclm.0000541