Werden wir aus der Geschichte klug? Aktuelle Forschung rund um den 2. Weltkrieg
Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Hier finden Sie einen Überblick zu aktuellen Artikeln, Podcasts, Videos und Veranstaltungen rund um den 2. Weltkrieg.
Werden wir aus der Geschichte klug?
Demokratien stecken in der Krise, Kriege wüten, in Deutschland ist die AfD jüngst zweitstärkste Partei geworden. Sollten wir es nicht besser wissen? Warum es uns so schwerfällt, aus der Geschichte zu lernen, fragt das Wissenschaftsmagazin Rudolphina Historiker Walter Pohl.
"Was wir aus der Geschichte sehr gut wissen sollten, ist, dass Menschen in komplexen Situationen auf einfache Rezepte anspringen. Das mündet im Anti-Demokratischen, im Anti-Intellektuellen, Anti-Wissenschaftlichen, in einer Abwehrhaltung gegenüber dem vermeintlich Anderen. Obwohl wir es besser wissen sollten, sehen wir uns aktuell (wieder) mit diesen Tendenzen konfrontiert", sagt Pohl. Den gesamten Artikel lesen Sie hier im Wissenschaftsmagazin Rudolphina der Universität Wien.
"Österreich unterschätzt die Gefahr, wenn die Ukraine verliert"
Was, wenn es zu einem Diktatfrieden zu den Bedingungen Russlands kommt? Osteuropa-Historiker Philipp Ther blickt mit Sorge auf die historischen Parallelen zur aktuellen Ukraine-Situation und analysiert die Russland-Bilder in Österreich und Osteuropa. "Historische Vergleiche sind heikel, aber die Lage der Ukraine erinnert an das Sudetenland 1938. Dieser Teil der Tschechoslowakei wurde im Münchner Abkommen an Hitler ausgeliefert, ohne dass das Land am Verhandlungstisch sitzen durfte. Ähnliches könnte der Ukraine wegen Trump passieren", so Ther im Interview mit Rudolphina.
"Ich glaube, dass die Risiken für Österreich aus diesem Krieg massiv unterschätzt werden, wenn die Ukraine verliert. Dabei geht es längst nicht mehr um die Frage, wie sehr man persönlich Russland oder der Ukraine zugeneigt ist - es geht um die sicherheitspolitischen Folgen für Österreich." Zum gesamten Artikel geht es hier.
Displaced Persons in Österreich: Flucht, Migration und Neuanfang nach 1945
Das Jahrzehnt nach dem Ende des 2. Weltkriegs ist von großen Wanderungsbewegungen geprägt, in Europa wie auch weltweit. "Verglichen mit dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit machen selbst die großen Migrationswellen von 2015 und 2017 nur einen Bruchteil davon aus", sagt die Zeithistorikern Kerstin von Lingen. Die Zeithistorikerin nutzt Methoden der Digital Humanities, um diese globalen Migrationsströme zu visualisieren und dabei interessante Muster zu entdecken. Zum gesamten Artikel geht es hier.
Holocaust: Die Fluchtgeschichten, die nicht erzählt wurden
Literaturwissenschafterin Paula Wojcik und ihr Team sammeln bisher wenig bekannte Fluchtgeschichten aus der NS-Zeit und stoßen dabei auf unterschiedliche Fluchtverläufe, Hürden des Neuanfangs und Bewältigungsstrategien. "Die bekanntesten Fluchtgeschichten aus Zeiten des Holocaust stammen von Intellektuellen", erklärt Paula Wojcik: "Doch was ist mit den vielen anderen Geschichten, die nicht aufgeschrieben wurden oder in der unmittelbaren Nachkriegszeit als schlichtweg nicht wichtig erachtet wurden?" Wojcik vom Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft und ihr internationales Team sammeln und analysieren in Remapping Refugee Stories bisher vernachlässigte Biografien aus der Zeit zwischen 1933 und 1953 - darunter von queeren Menschen, People of Color und Sinti*zze und Rom*nja. Zum gesamten Artikel und Videobeiträgen zu einzelnen Fluchtgeschichten geht es hier.
Welche Lehren wir aus dem Austrofaschismus ziehen können
Die Zeithistorikerin Lucile Dreidemy beschäftigt sich intensiv mit dem Austrofaschismus und der Frage, was wir aus der Geschichte lernen können. Der Blick zurück sei heute freilich nicht genug, um die angeschlagene Demokratie zu bewahren: Dazu brauche es auch ein konsequentes sozialpolitisches Engagement. Mehr hören Sie im Uni Wien Podcast "An der Quelle".
CU-Remember: Erinnerungsarbeit neu denken
Das Kinderbüro der Universität Wien hat mit dem internationalen Netzwerk an Kinderunis (eucu.net) das EU-kofinanzierte Projekt CU Remember gestartet. Ziel des zweijährigen Projekts ist es, innovative Ansätze zu finden, um komplexe Ereignisse wie den Holocaust und seine Folgen sowie die Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten jungen Menschen zu vermitteln. Ein interdisziplinäres Team aus Wien und Triest entwickelt dazu seit Frühjahr Vermittlungsformate, um Empathie und Engagement für demokratische Werte zu fördern. Mehr Infos und einen Newsletter zum Thema finden Sie hier.
Aktuelle Veranstaltungen
An der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien gibt es rund um das 80-jährige Ende des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Veranstaltungen. Einen Überblick finden Sie hier.
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