OECD: "Bildung auf einen Blick"
Im Folgenden Detailergebnisse für Österreich aus der heute, Dienstag, veröffentlichten OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2025" (Education at a Glance) in Kurzform (jeweils am Ende des Absatzes in Klammer die Nummer des Indikators bzw. der entsprechenden Tabelle aus der Studie). Die Studie analysiert und vergleicht Daten aus den 38 OECD-Ländern sowie Argentinien, Brasilien, Bulgarien, China, Indien, Indonesien, Kroatien, Peru, Rumänien, Saudi-Arabien und Südafrika.
"AKADEMIKERQUOTE"
2024 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 38 Prozent (OECD-Schnitt: 42 Prozent). Das entspricht sowohl in Österreich als auch im OECD-Schnitt einem Anstieg von einem Prozentpunkt gegenüber dem Jahr davor. Beim Begriff "Akademikerquote" ist aber Vorsicht geboten: In Österreich werden von der OECD mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazu gezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (BHS-Abschlüsse gelten im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.). Über einen Bachelor, Master/Diplom- bzw. Doktorabschluss verfügen in Österreich dagegen nur 22 Prozent (OECD: 36 Prozent). (A1.1.)
ALTER DER LEHRKRÄFTE
Der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer, die 50 Jahre oder älter sind, lag in Österreich 2023 an den Volksschulen (33 Prozent) fast genau im OECD-Schnitt (34 Prozent). Ähnlich ist es in der Sekundarstufe - hierzulande unterrichten geringfügig mehr Angehörige der Generation 50plus als in der OECD (40 bzw. 38 Prozent). Umgekehrt gibt es in Österreich deutlich mehr Lehrer-Nachwuchs als in den anderen Industriestaaten. An den Volksschulen sind in Österreich immerhin 19 Prozent der Lehrkräfte unter 30 Jahren und in der Sekundarstufe 13 Prozent- in der OECD beträgt dieser Prozentsatz nur 13 bzw. neun Prozent. Und: Das Lehrkraft-Reservoir in Österreich wird tendenziell jünger: Im Vergleich zu 2013 wuchs der Anteil der Lehrkräfte unter 30 sowohl an Volksschulen als auch in der Sekundarstufe stark an, jener der 50-plus-Lehrer sank hingegen deutlich (D8.1.)
AUSGABEN PRO SCHÜLER/STUDENT
In Österreich betrugen diese 2022 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 16.604 US-Dollar (ohne Forschungsausgaben an Hochschulen). Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 11.843 Dollar. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und Hochschulen. Gegenüber 2015 sind die Ausgaben pro Schüler/Student sowohl in Österreich als auch in der OECD gestiegen. (C1.1 bzw. C1.3)
BESCHÄFTIGUNGSQUOTEN
Je höher der Bildungsstand, desto eher sind die 25- bis 64-Jährigen auch erwerbstätig - mit einer Einschränkung. Die Beschäftigungsquote bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss beträgt in Österreich 56 Prozent, bei AHS-Maturanten, BMS- und Lehrabsolventen sind es 78 Prozent. Bei BHS-Maturanten sind es 86 Prozent, bei Bachelor-Absolventen sinkt die Quote allerdings wieder auf 81 Prozent (Grund dafür dürfte sein, dass die BHS-Matura im Unterschied zum Bachelor gleichzeitig eine Berufsausbildung ist, Anm.). Die höchsten Beschäftigungsquoten weisen Master- und Diplomstudiumsabsolventen (89 Prozent) bzw. Personen mit Doktorat/PhD (91 Prozent) auf. (A3.1)
BILDUNGSAUSGABEN
Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2022 exakt im OECD-Schnitt: In Österreich wie auch in den anderen Industriestaaten wurden 4,7 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet. Rechnet man die Forschungsausgaben an Hochschulen nicht dazu, fällt Österreich dagegen etwas ab - in Österreich würden dann 4,0 Prozent des BIP für Bildung verwendet, in der OECD 4,3 Prozent. Anders sieht es aus, wenn man nur die Regierungsausgaben (also ohne Privatausgaben) heranzieht: Dann würde in Österreich (4,3 Prozent bzw. ohne Forschungsausgaben 3,7 Prozent) mehr ausgegeben als im OECD-Schnitt (4,0 Prozent bzw. 3,6 Prozent). (C1.2.)
BILDUNGSMOBILITÄT
In Österreich ist der Zusammenhang des Bildungsstands des Einzelnen mit jenem der Eltern verhältnismäßig hoch. Hierzulande erreichen rund 63 Prozent der jungen Erwachsenen mit mindestens einem Elternteil mit Abschluss im Tertiärbereich selbst einen akademischen Abschluss. Haben hingegen beide Eltern nur Pflichtschulabschluss, schaffen nur 16 Prozent ein Hochschul-Diplom. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Akademikerkind selbst eine Hochschule absolviert, ist also viermal so hoch wie in der anderen Gruppe. Positiv: Seit 2012 hat sich die Bildungsmobilität etwas verbessert, damals war die Wahrscheinlichkeit noch viereinhalb Mal so hoch. In der OECD geht es trotzdem "gerechter" zu: Dort ist die Wahrscheinlichkeit nur zweieinhalb Mal so hoch. (A1.4)
BILDUNGSNIVEAU
In Österreich verfügten 2024 13 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 19 Prozent). 46 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe 2 (v.a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 36 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nicht-tertiäre Ausbildung (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- oder FH-Lehrgänge; OECD: sechs Prozent). 15 Prozent haben als höchsten Abschluss eine sogenannte kurze tertiäre Ausbildung (v.a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent). Sechs Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben ein in Österreich im internationalen Vergleich relativ spät eingeführtes Bachelorstudium (OECD: 20 Prozent) abgeschlossen, 15 Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: ebenfalls 15 Prozent) und ein Prozent ein Doktoratsstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent) (A1.1)
HOCHSCHULABSCHLUSSQUOTE
In Österreich verfügten 2024 bereits 44 Prozent der 25- bis 34-Jährigen über einen Abschluss im Tertiärbereich (v.a. Hochschulen plus BHS-Matura). Das liegt unter dem OECD-Schnitt (48 Prozent). Zum Vergleich: Fünf Jahre davor waren es in Österreich noch 42 Prozent und im OECD-Schnitt 45 Prozent. (A1.2)
LEHRERGEHÄLTER
Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2023 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit 61.742 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (44.465/OECD-Werte für 2024), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 107.745 US-Dollar noch größer (OECD: 68.924). Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: 61.742 Start-, 114.354 Endgehalt; OECD: 43.500 bzw. 71.300) und der AHS-Oberstufe (Ö: 61.742 bzw. 126.691 US-Dollar; OECD: 47.339 bzw. 76.535 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrer in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 75 Prozent vom durchschnittlichen Akademiker-Gehalt, in der Sekundarstufe I sind es 82 und in der AHS-Oberstufe 89 Prozent (im OECD-Schnitt: 83 bzw. 87 und 91 Prozent). (D3.1, D3.2)
LEHRERMANGEL
Zwischen dem Schuljahr 2014/15 und 2022/23 hat sich an den Schulen der Anteil der Stellen, die durch nicht vollständig ausgebildete Lehrkräfte besetzt werden (z.B. Lehramtsstudierende, Quereinsteiger), in Österreich von 2,4 Prozent auf 5,7 Prozent mehr als verdoppelt. In der OECD liegt er mit 8,4 Prozent aber unverändert deutlich höher. (D8.2)
KLASSENGRÖSSEN
In Österreich sind die Klassen relativ klein: Im Volksschulbereich saßen 2023 im Schnitt 18 Kinder (OECD: 21) in einer Klasse, in AHS-Unterstufen und Mittelschulen 21 (OECD: 23). Auffällig: In Österreich sind die Klassen in den privaten Volksschulen sogar etwas größer als in den öffentlichen, an den Mittelschulen und AHS-Unterstufen gibt es keinen Unterschied zwischen öffentlich und privat. Im OECD-Schnitt sind dagegen jeweils die Klassen im privaten Bereich kleiner. (D2.3.)
STUDIENDAUER
Die Studiendauer in Bachelor-Studien ist in Österreich deutlich länger als in anderen OECD-Staaten. Hierzulande schließen nur 21 Prozent der Studienanfänger ihr Studium in der Regelzeit ab - im OECD-Schnitt sind es mit 43 Prozent mehr als doppelt so viele. Drei Jahre nach Ende der Regelzeit sind dann in Österreich 60 Prozent mit dem Bachelor fertig, in der OECD sind es 70 Prozent. (B5.2)
STUDIENWAHL
Etwas entgegen der Erwartungen hat Österreich einen verhältnismäßig hohen Anteil an Absolventen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Von allen Absolventen eines Master- bzw. Diplomstudiums verfügen 26 Prozent über einen MINT-Abschluss (OECD: 22 Prozent). Etwas höher ist in Österreich der Anteil der Abschlüsse in Wirtschaft, Verwaltung und Recht (32 Prozent gegenüber 28 Prozent in der OECD), geringer dagegen jener in den Bereichen Gesundheit und Sozialwesen (13 Prozent in Österreich gegenüber 16 Prozent in der OECD). Exakt gleich sind die Anteile in den Geistes- und Sozialwissenschaften bzw. Künsten (18 Prozent).
UNTERRICHTSZEIT - SCHÜLER
In der Volksschule haben die österreichischen Kinder im Schnitt 705 Stunden pro Schuljahr verpflichtenden Unterricht. Im OECD-Schnitt sind es mit 804 Stunden deutlich mehr. In der Sekundarstufe 1 (in Österreich: AHS-Unterstufe/Mittelschule) ist es dann zwar umgekehrt, allerdings ist die Differenz deutlich geringer: Im Schnitt kommen die heimischen Schülerinnen und Schüler hier auf 930 Stunden pro Schuljahr, im OECD-Schnitt sind es 909 Stunden. Einschränkung: In den verschiedenen Ländern dauern Volksschule bzw. Sekundarstufe 1 unterschiedlich lang. (D.1.1)