Psychische Gesundheit im Fokus: Biofeedback-Forschung an der FHV
Am 10. Oktober ist Welttag der psychischen Gesundheit, der die Aufmerksamkeit auf seelisches Wohlbefinden und psychische Probleme lenkt. Das Forschungszentrum Human-Centred Technologies (HCT) der FHV - Vorarlberg University of Applied Sciences untersucht, wie Forschung und Innovation die psychische Gesundheit stärken können - etwa durch Projekte zur Herzratenvariabilität als Indikator chronischer Belastung oder zur Frage, ob sich seelische Ausgeglichenheit messbar auf andere überträgt.
Stress, Schlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten gehören inzwischen zu den häufigsten Belastungen im Alltag und betreffen nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Gesellschaften. Das Forschungszentrum Human-Centred Technologies an der FHV beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Biofeedback zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Dabei werden innere Körperprozesse, die normalerweise unbewusst ablaufen, für Nutzer:innen sichtbar und erlebbar gemacht. Diese Form der Selbstbeobachtung kann zu Entspannung, Ruhe und Ausgeglichenheit führen.
"Besonders relevant ist hier die Herzratenvariabilität. Mit mathematischen Verfahren, bspw. der Fourieranalyse, können die zeitbezogenen Daten wie Herzfrequenzabstände in frequenzbezogene Daten umgewandelt werden. Diese bilden einerseits die Grundlage für Tonhöhe, Lautstärke sowie die Klangfarbe und andererseits für die Lichtfarbe sowie Lichtintensität. Die Herzratenvariabilität ist ein Maß dafür, wie flexibel sich der Herzschlag an unterschiedliche Belastungen anpasst. Eine hohe Variabilität gilt als Zeichen guter Stressbewältigung und Regenerationsfähigkeit, eine niedrige als Hinweis für eine chronische Belastung", erläutert Guido Kempter, Leiter des Forschungszentrums HCT an der FHV.
Kooperation mit AquaQuinta e.U.
In Kooperation mit dem Vorarlberger Unternehmen AquaQuinta e.U. hat die FHV in den vergangenen Jahren ein Biofeedbacksystem weiterentwickelt, das Körperdaten in audiovisuelle Signale übersetzt. Über Lichtimpulse und Klangfarben wird die Herzratenvariabilität in Echtzeit erfahrbar gemacht. "Durch diese unmittelbare Rückmeldung können Anwender:innen Hilfestellung bei der Förderung von Entspannung und innere Ruhe bekommen", so Kempter und ergänzt: "Früher konnten wir Stress nur indirekt über Symptome wie Schlafstörungen oder Gereiztheit erfassen. Heute haben wir mit der Herzratenvariabilität einen messbaren Parameter, der uns zeigt, wie belastbar das autonome Nervensystem ist."
Stimmungsübertragung zwischen Menschen
Derzeit arbeitet das Team am nächsten Schritt: Biofeedback in Mehrpersonen-Settings. Dabei geht es nicht nur um die individuelle Wahrnehmung, sondern auch um Frage der Stimmungsübertragung zwischen Menschen. Erste Untersuchungen prüfen, ob die Ausgeglichenheit einer Person messbar auf andere übergehen kann. Ein Konzept, das bereits von Nobelpreisträger Konrad Lorenz beschrieben wurde.
"Psychische Gesundheit ist kein individuelles Thema allein, sondern auch ein soziales", betont Kempter. "Wenn wir verstehen, wie Stimmungen in Gruppen wirken, können wir neue Strategien entwickeln, um Stress besser zu regulieren, im Beruf, in der Schule oder im Alltag."
Das Team des Forschungszentrum Human-Centred Technologies der FHV entwickelt digitale, menschzentrierte Technologien für die Gesellschaft von morgen. "Dabei haben wir stets das Wohl des Menschen, den Nutzen für Organisationen sowie die Nachhaltigkeit im Blick. Unsere Innovationen entstehen in enger Zusammenarbeit mit Partner:innen aus Wirtschaft, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Unser stetiges Ziel ist es, das Leben zu verbessern, das Lernen zu unterstützen und die Umwelt zu entlasten", erläutert Kempter.
Gerade am Welttag der psychischen Gesundheit macht das deutlich: Fortschritt in Wissenschaft und Technologie kann wesentlich dazu beitragen, dass Menschen in einer zunehmend komplexen Welt gesund bleiben, körperlich wie psychisch.
Für Rückfragen und Interviewanfragen kontaktieren Sie gerne Leiter des Forschungszentrums HCT an der FHV Herrn Guido Kempter unter guido.kempter@fhv.at oder +43 5572 792 3711
Mag. Birgit Krampl F&E-Kommunikationsmanagerin Forschungsservice T +43 5572 792 3703 | birgit.krampl@fhv.at www.fhv.at