Auf den Spuren der Vormenschen: JKU Forscher*innen digitalisieren Australopithecus-Höhle
Die weltweit reichhaltigste Fundstätte von Australopithecus-Fossilien liegt in Südafrika und ist UNESCO-Weltkulturerbe. In einem Kooperationsprojekt wurden die berühmten Sterkfontein-Höhlen mit Know-how der Johannes Kepler Universität Linz digital aufbereitet - und bieten nun einen digitalen Einblick in die "Wiege der Menschheit".
Bis vor rund zwei Millionen Jahren lebte der Australopithecus, der als Vormensch gilt und bereits aufrecht ging. Fossile Funde gibt es viele, aber nirgendwo mehr als in den Sterkfontein-Höhlen, dem einzigen öffentlich zugänglichen Höhlensystem, in der als "Wiege der Menschheit" bezeichneten Gegend nördlich von Johannesburg. Normalerweise erkundet man die Fundstätte durch Begehung der Höhle und Besichtigung ihrer Funde und der unterirdischen Umgebung vor Ort. Wiederholte Schließungen haben in jüngster Zeit den Zugang eingeschränkt - eine effiziente Digitalisierung und Visualisierung des Höhlensystems wurde beschlossen.
Kooperation mit Südafrika
Im Rahmen einer Forschungskooperation zwischen der School of Geography, Archaeology and Environmental Studies der University of the Witwatersrand in Johannesburg (Südafrika) und dem Institute of Computer Graphics der Johannes Kepler Universität Linz (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Oliver Bimber) wurde in den letzten Jahren ein Teil der Sterkfontein-Höhlen, die sogenannte Milner Hall, mithilfe von Laserscans und Fotogrammmetrie digital nachgebildet und die digitalen Höhlendaten mit Fossilfunden räumlich verknüpft.
"Archäologische Höhlenstätten stellen besondere Herausforderungen bei ihrer 3D-Rekonstruktion dar. Unter Berücksichtigung ähnlicher Projekte legten wir großen Wert auf die Genauigkeit, Skalierbarkeit und Zugänglichkeit bei der Digitalisierung der komplexen Höhlen", so der JKU Forscher. Aufgrund der enormen kulturellen Bedeutung strebte das Projekt hohe Standards in der visuellen Darstellung an. "Gleichzeitig sollten die Daten flexibel nutzbar sein, um sowohl die wissenschaftliche und pädagogische Nutzung als auch die Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen."
Umgesetzt wurde das Projekt von Michèle Smith gemeinsam mit Kollegen der University of the Witwatersrand und Univ.-Prof. Bimber im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Der im Projekt entstandene digitale Zwilling ermöglicht nun eine virtuelle Exploration in Echtzeit und in realistischer visueller Qualität.
In den nächsten Projektphasen wird diese digitale Rekonstruktion in Sterkfonteins öffentliche und wissenschaftliche Infrastruktur integriert. "Dabei soll eine digital begehbare Stätte mit Archivdokumenten und paläoanthropologischen Daten entstehen", so Bimber. Die optimierten Daten sind ab sofort für alle Nutzer *innen zugänglich und ermöglichen eine skalierbare und präzise Visualisierung. So können Forscher*innen zum Beispiel räumliche Grabungsdaten analysieren, während Pädagog*innen sie für Bildungszwecke nutzen - und so neues Licht ins Dunkel der Anfänge der Menschheit bringen.
Die Ergebnisse und Daten des Projektes wurden nun im renommierten Journal Antiquity (Cambridge University Press) publiziert.
Zum Paper:
Videos:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLgGsWgs4hgaMMEYCAxnLyJCaDa14fA_bJ
Rückfragen: Univ.-Prof. Dr. Oliver Bimber Institute of Computer Graphics Tel.: 0732 2468 6631 E-Mail: oliver.bimber@jku.at