Mahnmal für die Todesmärsche 1945 im obersteirischen Bruck an der Mur
Tausende ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen wurden im April 1945 auf den sogenannten Todesmärschen ins Konzentrationslager Mauthausen (OÖ) durch die Steiermark getrieben. In Bruck an der Mur wurden dabei mindestens 13 Menschen auf den Straßen getötet. Im Gedenken an die Opfer haben Schüler der AHS Bruck gemeinsam mit zwei Künstlern ein Mahnmal gestaltet. Wiener Zeithistorikerin Eleonore Lappin-Eppel, die sich seit vielen Jahren mit den Todesmärschen und Zwangsarbeitereinsätzen in Österreich befasst, erklärte im Vorfeld der Enthüllung des Mahnmals den historischen Hintergrund. Dieses wie auch eine Gedenktafel werden im November im Park neben der Volksschule Körnerstraße enthüllt.
Am 7. April 1945 führte der erste der großen Todesmärsche ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen durch die obersteirische Stadt Bruck an der Mur. An die 6.000 Menschen wurden ins KZ Mauthausen getrieben. Zuvor waren sie zum Bau des sogenannten Südostwalls - ein Befestigungssystem, das den Vormarsch der Roten Armee verhindern sollte - gezwungen worden.
Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter
Auf den Todesmärschen, die durch das südliche Burgenland, die Steiermark und Oberösterreich führten, erfroren oder verhungerten die Menschen vor den Augen der örtlichen Bevölkerung, erklärte die Wiener Zeithistorikerin Eleonore Lappin-Eppel, die sich seit vielen Jahren mit den Todesmärschen und Zwangsarbeitereinsätzen in Österreich befasst, im Vorfeld der Enthüllung des Mahnmals den historischen Hintergrund. Wer zusammenbrach, wurde vom Begleitkommando - meist Angehörige des Volkssturms - einfach am Straßenrand liegengelassen, teils aber auch erschossen. Teilweise kam es zu richtiggehenden Massakern.
In Bruck an der Mur übernahm der Volkssturm von Niklasdorf die Transporte. Wie Lappin-Eppel schilderte, befahl Volkssturmkommandant Josef Wallner seinen Mannschaften, die Transporte möglichst zügig durch den Rayon zu leiten, keinen Marschteilnehmer zurückzulassen und bei Flucht und Renitenz zu schießen. "Doch die Mehrheit der Volkssturmmänner begingen keine Verbrechen, unternahmen aber auch nichts, um die erschöpften Jüdinnen und Juden am Leben zu erhalten. Grund dafür waren Antisemitismus und Gleichgültigkeit gegenüber jüdischem Leiden, aber auch Furcht vor brutalen Vorgesetzten und Kollegen", hielt die Zeithistorikerin fest.
Couragierter Bestatter
Es gehörte Courage dazu, Juden offen als Menschen zu behandeln. Emmerich Trummer (1900-1979), der bei der Stadtgemeinde Bruck an der Mur als Bestatter beschäftigt war, war einer, der diesen Mut bewies: Er wagte trotz Verbots und Gefahr, mindestens dreizehn dieser Opfer zu bestatten. "Dazu gehörte Mut, denn solche Bestattungen waren von den Nationalsozialisten unerwünscht. Noch dazu vermerkte Emmerich Trummer in seinem Totenbuch, in dem er seit seinem Dienstantritt 1934 alle Beerdigungen festhielt, auch, dass er am 7. April 1945 zehn Israeliten bestattete, die, wie er festhielt, erschossen worden waren", wie Lappin-Eppel festhielt. Später ehrte die Israelitische Kultusgemeinde in Graz Emmerich Trummer für seine Taten. Im Jahr 1954 wurden die Toten exhumiert und auf den jüdischen Friedhof in Graz überführt.
In den ersten Nachkriegsjahren konnten einige ganze Reihe von Tätern vor Gericht gestellt werden, die teils Haftstrafen erhielten, teils auch zum Tod verurteilt wurden. Dann fiel jahrzehntelang der Mantel des Schweigens über das Geschehene. In Bruck an der Mur ist nun aber aus einem von Patrizia D'Alessandro initiierten Generationenprojekt ein Mahnmal entstanden. Dabei wurden Maturanten des Brucker Gymnasiums eingebunden.
Mahnmal im Park
Zum Projekt gehörten neben wissenschaftlichen Vorträgen auch ein Besuch der Gedenkstätte Mauthausen, begleitet von generationsübergreifenden Gesprächen. Die Schüler schufen zusammen mit ihrer Lehrerin Birgit Remele und dem Brucker Künstler Florian Lercher ein großformatiges Kunstwerk. Dieses diente als Basis für das Gedenkzeichen, das von Lercher und Albin Wirbel vollendet wurde. Es soll sowohl an die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter der Todesmärsche als auch an den Bestatter, der den Getöteten eine Bestattung und spätere Überstellung nach Graz ermöglichte sein. Aktuell wird daran noch gearbeitet. Am Mittwoch, 12. November wird es im Park bei der Volksschule Körnerstraße enthüllt.