Wie sich die TV-Produktion wandelt - Innovationen und Trends
Am 5. Juni wurde die Fachhochschule St. Pölten erneut zum Branchentreffpunkt für Film und Fernsehen. Internationale Technikdienstleister*innen sowie Trends am globalen Formatmarkt standen bei der von Studierenden des Studiengangs Medientechnik organisierten c-tv Konferenz im Fokus. Das Programm, das sowohl vor Ort am Campus Pölten als auch online auf DerStandard.at/etat verfolgt werden konnte, präsentierte inspirierende Keynotes, praxisnahe Best-Practice-Beispiele und lebhafte Diskussionen mit Branchenexpert*innen. Die c-tv-Konferenz steht zum Nachsehen auf der offiziellen Website von c-tv zur Verfügung.
Ob Virtual Production mit LED-Wänden, wie sie bei großen Serien längst Standard sind, KI-gestützte Workflows oder cloudbasierte Kollaboration: Technische Dienstleister*innen setzen heute globale Maßstäbe und machen Produktionen flexibler, schneller und kreativer. So können auch kleine Teams und lokale Player Zugang zum internationalen Markt finden und sich im globalen Wettbewerb behaupten. Doch bei allem Innovationsschub steht die Branche auch vor erheblichen Herausforderungen.
Grenzen zwischen linearem TV, Streaming, Social Media verschwimmen
"2025 erleben wir, wie die Grenzen zwischen linearem TV, Streaming, Social Media und Gaming weiter verschwimmen", sagt Rosa von Suess, Leiterin des Creative-Content-Channel c-tv, des Bachelor-Studiengangs Medientechnik sowie des Master-Lehrgangs Film, TV & Media an der FH St. Pölten. "Gleichzeitig boomen neue Formate: Short-Form-Storytelling, dokumentarische Hybride für mobile Plattformen und grenzüberschreitende Co-Produktionen, die globale und lokale Märkte verbinden. Die Branche wird diverser, nachhaltiger und internationaler. Allerdings schrumpfen Budgets und die Kosten steigen. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt. Viele Produktionen wandern ins Ausland ab, weil dort günstiger produziert werden kann". Auch der Fachkräftemangel stellt die Branche vor komplexe Aufgaben.
Virtual-Production-Technologien
"Virtual-Production-Technologien werden künftig stark an Bedeutung gewinnen - doch mangelt es oftmals an ausreichend qualifizierten Fachkräften. Für angehende Expert*innen bietet dieser Bereich enormes Entwicklungs- und Karrierepotenzial", sagt Markus Zeiler, ehemaliger ARRI-Vorstand sowie Managing Director Europe und APAC der MBS Equipment Company, dem weltweit größten Studiobetreiber und Lichtverleih. Er zeigte, wie Virtual-Production-Technologien die internationale Filmproduktion nachhaltig verändern.
Die neu initiierte Förderung FISA+ für internationale Produktionen in Österreich resultierte in einem Anstieg im Bedarf an Talenten. Anhand des Kinofilms "Cliffhanger 2" und der Serie "Nine Perfect Strangers" mit Nicole Kidman, die unter anderem in Salzburg, Oberösterreich und Tirol entstanden, illustrierte er eindrucksvoll den Beitrag österreichischer Expertise bei großen Projekten.
Trend: Produzent*innen setzen auf direkte Publikumsansprache
Clare Thomson, Vorstandsmitglied der internationalen Medienberatung K7 Media, gab Einblicke in globale Trends der TV- und Filmbranche: Produzent*innen wenden sich zunehmend direkt an ihr Publikum - das zugleich zur Konkurrenz wird. "Sie suchen neue Wege, ihre Inhalte zu verbreiten", so Thomson. Trotz dieser Dynamik bleibt der Format-Exportmarkt stabil: Weltweit gibt es etwa 1.500 Adaptionen von 450 Reality-Formaten wie "MasterChef" oder "The Voice".
Die Branche reagiert mit Anpassung: Sie setzt auf Reputation, Sprachkompetenz und kosteneffiziente Teams. Eigentumsfragen bei großen Sendern bleiben offen, neue Finanzierungsmodelle und Investitionen aus dem Marken- und Privatsektor gewinnen an Bedeutung. Werbefinanziertes Streaming wächst und erhöht den Druck auf klassisches TV, während KI zunehmend Produktionsprozesse verändert.
Weitere Highlights aus der Medienbranche
Alexander Brozek, Geschäftsführer von Camcat Systems, gab Einblicke in aktuelle Kamerasystem-Entwicklungen.
Dokumentarfilmer Friedrich Moser berichtete von seinen Erfahrungen mit US-Produktionen und der Zusammenarbeit mit George Clooney.
Oliver Kilian (Customer Care, AV Stumpfl/Pixera) hob die wachsende Bedeutung von Medienservern hervor, die heute Echtzeitsteuerung, Datenintegration und texturbasiertes Arbeiten ermöglichen.
Patrick Mandl (Product Manager "Video", Riedel Communications) zeigte, wie innovative Medientechnologien, darunter virtuelle Intercom-Panels, CPU-basiertes Audio-Processing und 5G-Lösungen, flexible IP-basierte Workflows unterstützen.
Yassmine Najime (Head of Production, VAST) erläuterte die komplexen Workflows moderner Postproduktion und die Herausforderungen bei der Integration virtueller Assets sowie die erfolgreiche Anpassung internationaler Filmstrategien an lokale Märkte.
Studierende gestalten c-tv Konferenz
Die c-tv Konferenz hat sich längst als wichtige Plattform für den Austausch über aktuelle Entwicklungen in Theorie und Praxis der Broadcast- und Medienbranche etabliert. Gleichzeitig bietet sie Studierenden die Chance, spannende Jobmöglichkeiten zu entdecken, während Medienprofis gezielt Nachwuchskräfte für die Zukunft rekrutieren können. "Bei der c-tv Konferenz produzieren Studierende unter Realbedingungen und höchsten Qualitätsansprüchen. Realisiert wurden ein umfassendes Live-Show-Event-Format und Cross-Media-Content. Es ist großartig, dass wir diese Ergebnisse direkt mit ausgewiesenen Expert*innen der Branche teilen können - das schafft Sichtbarkeit, Anerkennung und wertvolle Rückmeldungen", sagt Supervising Producer Felix Blasinger von der FH St. Pölten.
Die Konferenz wurde von Studierenden im vierten Semester des Studiengangs Medientechnik organisiert und durchgeführt. Durch das Programm führten die beiden Bachelor-Studierenden Cathy Pfeiffer und Markus Valant. Knapp 700 Zuschauer*innen verfolgten die Konferenz via Livestream.
Die Umsetzung der Konferenz erfolgte mit technischer Unterstützung von domotion, AV-Professional, AVStumpfl / Pixera und Riedel Communications.
Die c-tv Konferenz steht zum Nachsehen auf der offiziellen Website von c-tv bzw. auf DerStandard.at/etat zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Konferenz gibt es auch am 20. Juni auf ORF III und in der Mediathek von ORF ON.
Über die c-tv Konferenz
Seit 2009 fördert die c-tv Konferenz als Fachkonferenz den Wissensaustausch zwischen Industrie, Wissenschaft und Studierenden und zielt darauf ab, aktuelle Trends, Forschungsergebnisse, Best-Practices und Innovationen in den Bereichen A/V, Film- und Musikwirtschaft sowie Technologie zu untersuchen und zu diskutieren. Zudem schafft sie ein Netzwerk für enge Zusammenarbeit und Partnerschaften zwischen Hochschulen, Unternehmen und Organisationen und fördert Medienkompetenz und kritisches Denken beim Nachwuchs.
Sandra Lagler, BA, MA Expertin Video Production und Corporate Communications Marketing und Unternehmenskommunikation Fachhochschule St. Pölten GmbH Campus-Platz 1, 3100 St. Pölten T: + 43/2742/313 228 288 M: + 43/676/847 228 288 E: sandra.lagler@fhstp.ac.at I: www.fhstp.ac.at