Krebsrisiko steigt bereits mit Beginn von Adipositas
Auch Adipositas ohne bereits aufgetretene Begleiterkrankungen steigert das Krebsrisiko der Betroffenen. Das haben deutsche Epidemiologen in einer Auswertung der Daten von mehr als 459.000 Personen aus der britischen UK Biobank bei einer Beobachtungszeit von 11,6 Jahren und 47.070 aufgetretenen Krebserkrankungen herausgefunden.
Michael Leitzmann vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg und seine Co-Autoren haben ihre wissenschaftliche Arbeit in "eClinical Medicine" (DOI: 10.1016/j.eclinm.2025.103247) veröffentlicht. Der Ausgangspunkt: Dass Adipositas mit Begleiterkrankungen wie Insulinresistenz als Vorstufe zu Typ-2-Diabetes oder nicht-alkoholischer Fettleber über einen längeren Zeitraum hinweg offenbar die Entstehung von bösartigen Erkrankungen erhöht, ist seit langem bekannt. Ob aber Adipositas ohne Komplikationen schon dazu ausreicht, war bisher weniger gut geklärt.
Adipositas nach zwei Kategorien einteilen
Darüber hinaus hat ein Expertenkomitee der britischen Medizinfachzeitschrift "The Lancet" vorgeschlagen, Adipositas nach zwei Kategorien einzuteilen: übermäßige Fettleibigkeit ohne oder mit daraus folgenden Organfunktionsstörungen. "Wir wendeten bei 459.342 Teilnehmern der britischen Biobank (rund 307.000 Personen ohne Adipositas, mehr als 150.000 mit Adipositas; Anm.) die zwischen 2006 und 2010 aufgenommen wurden, die Definitionen der 'Lancet Diabetes and Endocrinology Commission' für präklinische (übermäßige Fettleibigkeit ohne Komplikationen) und klinische Fettleibigkeit (mit Organfunktionsstörung) an, um eine Verbindung mit 28 Krebsarten zu bewerten", schrieben die Wissenschafter. Die Beobachtungszeit betrug 11,6 Jahre.
Im Endeffekt ergab sich, dass Adipositas von allem Anfang an die Gefährdung durch Krebserkrankungen erhöht. Leitzmann und seine Co-Autoren: "Präklinische Adipositas zeigte eine positive Assoziation (statistischen Zusammenhang) mit elf Krebsarten in mehreren Organsystemen, darunter Krebs des Verdauungssystems (Speiseröhre, Magen, Leber, Gallenwege, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm), der Fortpflanzungsorgane (Endometrium, Mammakarzinome nach dem Wechsel, tödlich verlaufende Prostatakarzinome), der Harnwege (Niere) und des endokrinen Systems (Schilddrüse)." Bei Adipositas mit Folgekomplikationen kam auch noch Lungenkrebs mit einem erhöhten Risiko hinzu.
Weiteres Argument für die Verhütung von Adipositas
Die Forschungsergebnisse brachten Tatsachen ans Tageslicht, die ein weiteres Argument für die Verhütung und die Behandlung von Adipositas darstellen könnten: "Wir schätzen, dass in der Personengruppe aus der UK Biobank präklinische Adipositas für 5,5 Prozent der mit Fettleibigkeit in Verbindung stehenden Krebserkrankungen verantwortlich ist, ebenso für 4,3 Prozent der Krebsleiden bei klinischer Adipositas (Adipositas mit Folgeerkrankungen; Anm.)."
Ein Beispiel: Fettleibigkeit ohne bereits aufgetretene weitere Folgen führte zu einer um 20 Prozent größeren Gefährdung durch das zumeist zu spät und ausgesprochen schlecht behandelbare Pankreaskarzinom, das oft tödlich verläuft. Bei klinischer Adipositas lag die Gefährdung um 45 Prozent höher.
Das könnte Sie auch interessieren
Partnermeldung
Semantics Conference 2025 in Wien - Konferenz zur Rolle semantischer Technologien in der Künstlichen Intelligenz
News
Pflegestipendium für FH-Ausbildung wurde verlängert
Partnermeldung