Linzer IT:U sucht die "Zukunft des Lernens" und ihre Heimat
Das universitäre Lernen ein Stück weit anders gestalten will man an der 2023 gegründeten "Interdisziplinären Universität für digitale Transformation" (IT:U) in Linz. Wenn kommende Woche die ersten 40 Masterstudentinnen und -studenten starten, gelte es auch, ihnen zu erklären, warum sie großteils nicht aus Vorträgen, sondern in kleinen, projektbasierten Gruppen lernen werden, erklärten Vertreter der IT:U am Mittwoch. In Linz final örtlich angekommen ist man bisher noch nicht.
Wo und wann die neue Universität ein eigenes Gebäude bezieht, ist noch Gegenstand von politischen Verhandlungen. Bis dahin hat man sich an zwei nahe beisammen liegenden Standorten in Oberösterreichs Hauptstadt auf 4.000 am "Education Campus" und 6.000 Quadratmetern am "Research Campus" breit gemacht. Das reiche in den kommenden Jahren platztechnisch jedenfalls aus: "Wir warten und brennen aber auf das neue Gebäude", sagte Christina Nyström, Gründungsdirektorin für den Bereich "Learning", vor Journalisten in Wien.
320 Bewerber für erste 40 Master-Studienplätze
Aktuell laufen zwei Doktoratsstudien mit der Bezeichnung "Digital Transformation in Learning" und "Computational X", für die man sich mit Masterabschlüssen aus diversen Fachrichtungen bewerben kann - von künstlerischen Fächern bis zu den Computerwissenschaften. Im Herbst geht es nun auch eine Stufe darunter im Masterprogramm "Interdisciplinary Computing" los. 320 Bewerber aus dem In- und Ausland zählte man dafür.
Sie werden auf einen "projektbasierten Lernansatz" treffen - einem didaktischen Modell, das bereits seit rund 20 Jahren erprobt ist, für die manchmal als "Digital-Uni" bezeichnete Linzer Einrichtung neu adaptiert und aufgebaut wird, wie Nyström und Sebastian Dennerlein, Assistenzprofessor für "Digitale Transformation im Lernen", betonten. Als Universität neueren Zuschnitts habe man sich für dieses Modell entschieden, in dessen Zentrum kleine Gruppen stehen, die sich hauptsächlich mit einer konkreten Herausforderung über längere Zeit hinweg befassen.
"Marktplatz" für Fragestellungen und Projekte
Das kann etwa die Analyse eines KI-basierten Programmes sein, das computerwissenschaftliche Inhalte vermitteln soll, die in der Folge in den Aufbau eines eigenen solchen Ansatzes mündet. Eine sehr anders gelagerte Frage wäre etwa, wie man die Treffsicherheit der Linzerinnen und Linzer erhöht, wenn sie sich anschicken, ihren Müll tatsächlich in den dafür im öffentlichen Raum aufgestellten Mistkübeln zu entsorgen. Auch aus der Industrie kommen Anfragen, etwa zum optimalen Aufbau einer Produktionsstätte.
"Wir bauen momentan einen Marktplatz für Fragen" und einen Projektkatalog auf, so Nyström. Gearbeitet soll möglichst angewandt werden - wie etwa an einer Frage der Technischen Universität München (TUM), die wissen möchte, warum Studenten aus Online-Lernprogrammen manchmal recht zahlreich aussteigen, wie Dennerlein erklärte.
Wie funktioniert Ansatz bei einmal mehr Studierenden?
Beim Vorankommen bei derart komplexen Herausforderungen werden die Studentengruppen von Professoren und vor allem Lern-Coaches unterstützt. In "Lern-Labs" können die Teams auf diverse digitale Technologien zurückgreifen. Der Prozess lasse sich mit der Besatzung auf einem Ruderboot vergleichen, die möglichst gemeinschaftlich ans Ziel gelangen soll. Die Gruppen sollen in diesem Rahmen auch mit Konflikten konstruktiv umgehen lernen, betonte Dennerlein.
Klar sei, die Industrie braucht geübte Mitarbeiter, die kooperativ, projektbezogen, problemlösungsorientiert und fächerübergreifend arbeiten können. Man wolle "Transformations-Manager" der Zukunft mitausbilden, hieß es. Ebenso auf der Hand liege, dass es für die Ausweitung dieses ressourcen- und betreuungsintensiven Ansatzes auf später einmal deutlich mehr Lernende an der IT:U kein Patentrezept gibt: "Man kann das nicht von der Stange kaufen", sagte Dennerlein. In Pilotstudien gelte es nun zu klären, wie der Prozess im Kleineren abläuft und wie man ihn sinnvoll ausweiten und durch technische Systeme, wie KI-Chatbots und Co, unterstützen kann.
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