UN-Artenschutzkonferenz - WWF erwartet globales Abkommen
Nach der UN-Klimakonferenz COP27, die vor knapp zwei Wochen am 20. November in Ägypten ihr eher enttäuschendes Ende gefunden hat, trifft die Weltgemeinschaft kommende Woche in Kanada erneut aufeinander. In Montreal geht es ab Mittwoch um den Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Erwartungshaltung an die UN-Artenschutzkonferenz sind hoch: Ein globaler Pakt für die Artenvielfalt sollte Resultat der COP15 sein, hieß es in einer Online-Pressekonferenz des WWF am Freitag.
"Ein ähnliches Abkommen wie Paris soll die Artenschutzkonferenz bringen", sagte Karim Ben Romdhane, Experte für internationalen Artenschutz des WWF Österreich. Die Verhandlungen dafür liefen seit 2018, das ist das Jahr an dem die CBD COP 14 im Sharm el-Sheikh abgehalten wurde, also dem Austragungsort der diesjährigen Weltklimakonferenz COP27. Die Abkürzung CBD steht dabei für "Convention on Biological Diversity", Deutsch Konvention über die biologische Vielfalt bzw. Biodiversität.
Der Grund, weshalb die Nachfolge-Konferenz in diesem Jahr derart im Rampenlicht steht, ergibt sich aus der Forderung nach einem Abkommen nach Vorbild des Pariser Klimavertrags, der 2015 beschlossen worden ist. Während das Abkommen von Paris als Nachfolge des Kyoto-Protokolls notwendig war, das im Jahr 2020 ausgelaufen war, soll Montreal nun ein Folgeabkommen für das bei der UN-Artenschutzkonferenz in Japan im Jahr 2010 beschlossene Nagoya-Protokolls erbringen. Dieses wurde damals von vielen Umwelt-NGOs als "historischen Ergebnis" begrüßt.
In der japanischen Industriemetropole Nagoya beschlossen damals Vertreter aus 193 Staaten nach den zweiwöchigen Verhandlungen den Verlust der Artenvielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen. Der WWF verwies auf die fatale Bilanz in der Entwicklung der Biodiversität, die NGO konnte etwa im vergangenen Oktober in der 14. Ausgabe ihres "Living Planet Report des WWF" in der Entwicklung der Bestände vieler Wirbeltierarten keine Trendwende zum Positiven erkennen. Laut dem Index waren deren Bestände im Zeitraum von 1970 bis 2018 um 69 Prozent gesunken.
"Um diesen Trend umzukehren, brauchen wir ein ambitioniertes Abkommen für die Artenvielfalt, so wie es das Pariser Abkommen für den Klimaschutz ist. Ein globaler Naturschutz-Pakt mit verbindlichen, messbaren Zielen bis 2030", forderte daher der WWF-Experte. Eine der Hauptforderungen für die CBD COP 15 ist etwa, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Fläche an Land und im Meer unter Schutz gestellt werden sollen - auch der WWF unterstützt dieses Anliegen.
Julia Balasch vom WWF-Jugendnetzwerk Generation Earth betonte, dass Klima- und Artenschutzkrise miteinander verknüpft seien, diese "Zwillingskrisen" könnte man nicht für sich alleine lösen. Im vergangenen Jahrzehnt habe die Natur 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase aufgenommen, verwies Balasch zudem auf eine weitere Studie des WWF.
Arno Aschauer, Leiter Arten und Lebensräume beim WWF, verwies abschließend auf die Rolle Österreichs, dem "EU-Nachzügler im Naturschutz", der laut einer Einschätzung der EU-Umweltagentur bei der Artenvielfalt im EU-Vergleich nur den vorletzten Platz einnehme. Auch mit dem Anteil von 15 Prozent der Landesfläche an Natura 2000 Schutzgebieten liegt Österreich auch hier deutlich unter dem EU-Schnitt (19 Prozent). "Das Management der Schutzgebiete ist mangelhaft, weshalb gerade wieder ein Vertragsverletzungsverfahren der EU läuft", warnte Aschauer zudem.
Die 15. UN-Artenschutzkonferenz findet nach mehrmaliger Verschiebung unter der Präsidentschaft Chinas statt. Sie beruht auf dem Weltnaturkonferenz beruht auf dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) von 1992 mit aktuell 196 Vertragsparteien. Ziel ist es, bis 2050 eine Welt zu schaffen, die "im Einklang mit der Natur lebt", über 10.000 Menschen werden zur COP15 erwartet, so der WWF abschließend.
Service: WWF-Positionspapier zur biologischen Vielfalt in Österreich: http://go.apa.at/oFOys3Cb